Winterweizen – späte Qualitätsdüngung sinnvoll?

Winterweizen – späte Qualitätsdüngung sinnvoll?

Image
Reduzierte Photosyntheseleistung durch gesprenkelte Blätter (Wetterstress) und verbraunte Blattspitzen („scharfe“ Pflanzenschutzanwendungen), Langenselbold, 08.06.2021
Bei in diesem Jahr häufiger auftretendem deutlich erkennbaren Schwefelmangel ist eine Spätgabe mit Stickstoff sinnlos – stattdessen sollte mit schwefelhaltigen Blattdüngern versucht werden, zu retten, was zu retten ist. Korbach, 20.05.2021
Die Wasserversorgung der Pflanzen ist durch die Mai-Niederschläge aktuell gut. Die Weizenbestände präsentieren sich überwiegend gut. Einige Landwirt*innen fragen sich, ob eine Ährendüngung (Blattdüngung) zur Absicherung der Proteingehalte jetzt sinnvoll ist.

Die klare Antwort: Nein!

Zur Rohproteinbildung sind neben der Wasserverfügbarkeit und ausreichend Stickstoff u. a auch die Witterung nach der Blüte (Sonneneinstrahlung), eine gute Verfügbarkeit weiterer Nährstoffe (Schwefel, Magnesium, Kalium, Mangan, Bor...) und Assimilate (durch Photosynthese pflanzeneigene Zucker) entscheidend.

  • Aktuell zeigen viele Bestände verstärkt gesprenkelte Blätter. Diese nichtparasitären Blattflecken, verursacht durch die wechselhafte Witterung, und verbraunte Blattspitzen, durch „scharfe“ Pflanzenschutzanwendungen, beeinträchtigen aktuell die Photosynthese und somit die Produktion von Assimilaten.
  • Die Mineralisation ist aufgrund des kühleren Frühjahrs bis jetzt in ihrer Intensität verringert. Die vorhandene Bodenfeuchte zusammen mit der zunehmenden Wärme führt noch zu weiterer Stickstoffmineralisation.
  • Weizen mit knapper oder gar fehlender Schwefeldüngung zeigen nach Pflanzenanalysen einen Mangel bzw. Unterversorgung an Schwefel. Das kühlere Frühjahr hat Schwefel langsamer umgesetzt und auch weniger mineralisiert. Wo Schwefel knapp (unter 20-25 kg S/ha) oder gar nicht gedüngt wurde, sollte die Proteinbiosynthese durch schwefelhaltige Blattdünger (Bittersalz, Magnesiumsulfat) mit den letzten Pflanzenschutzmaßnahme unterstützt werden.
  • Hitze (mehrere Tage mit Temperaturen über 30° C) während der Kornfüllung verkürzt diese Phase, kann die Eiweißzusammensetzung verschlechtern und die Kornstickstoffgehalte (3-14 %) reduzieren.
  • Strahlung nach der Blüte begünstigt die Umverlagerung von Nähr-stoffen und Assimilaten in die Ähren. Ist das Wetter nach der Blüte trüb, kann eine Ährendüngung die Blätter länger grün halten, die Umverlagerung mindern und den Rohproteingehalt sogar senken. Eine Stickstoffdüngung kann in diesem Fall sogar kontraproduktiv sein!